Rede des Präsidenten zur 60sten Proklamation

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Närrinnen und Narren, liebe Gönner und Freunde, des Oedinger Kappenballs,

 

hiermit möchte ich sie im Namen der KKG-Oeding recht Herzlich zu unserem kleinen Festakt „60 Jahre Kappenball“ Herzlichst Willkommen heißen.

Wenn man mich fragt, was ist eigentlich der Kappenball, dann antworte ich mit dem Satz:

„Der Kappenball“ ist eine Karnevalsprunksitzung, die jedes Jahr, am letzten Samstag im Januar in der Jakobi-Halle in Oeding stattfindet. Sie zeichnet sich aus, weil ca. 650 Zuschauer ein Programm sehen, das aus siebzig Prozent Akteuren der Oedinger Bevölkerung besteht.
Mir ist bewusst, das nicht jeder Karnevals-Präsident hier im Kreis Boken, diesen Satz sagen kann. Deshalb möchte ich euch einladen, die Geschichte des „Kappenballs“, einmal Revue passieren zu lassen.

1955, zehn Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, stellte sich in Oeding, auf kulturellem Gebiet ein Nachholbedarf ein. Schützenfest und der Hökerkarneval wurde bereits gefeiert. Doch man vermisste eine Karnevalssitzung. Die jungen Oedinger Kolpingsöhne verstanden es als erster, einen Sitzungskarneval zu veranstalten. Im Vereinslokal der Geschwister Paskert, wurde kurz vor dem Karnevalswochenende 1955 zum ersten Kappenball eingeladen. Jeder Besucher, bekam nach Zahlung des Eintritts, eine Kappe die er den ganzen Abend tragen musste. Aus diesem einfachen Brauch raus, entstand der Name „KAPPENBALL“ der bis heute erhalten geblieben ist.

Die damals tätige Theatergruppe der Kolpingfamilie setzte sich wesentlich für die Gestaltung des Kappenballes ein. Karl Wienken der nicht nur Regisseur dieser Sitzung war, sondern auch der erste Sitzungspräsident, leitete die ersten Gehversuche dieser Büttenabende.

Als 1957 ein neunzehnjähriger Junge Namens Ernst Otto mit Erika Paskert das Narrenzepter übernahm, überschritt der Kappenball die Grenzen der Kolpingfamilie und war der Allgemeinheit zugänglich. Ernst Otto der im Oedinger Karneval seine Berufung fand, war seit dem nicht mehr aus dem Karnevalistischen Treiben hier in Oeding wegzudenken.

Karl Wienken als Sitzungspräsident und Ernst Otto als Conferencier bildeten ein gutes Gespann.

In den folgenden Jahren erfuhr das Kappenfest, eine stete Steigerung in jeglicher Hinsicht. Eigene Gesangsgruppen und Büttenredner von nah und fern beteiligten sich aktiv am Oedinger Sitzungskarneval. Da es Anfang der sechziger Jahren so etwas hier im Kreis Borken noch nicht so oft gab, und jedes Kappenfest bis zum letzten Quadratmeter ausverkauft war, wechselte man das Vereinslokal von Paskert nach Thesing.

Das erste Tief dieser Veranstaltung war Mitte der sechziger Jahre. Viele Akteure waren beruflich außerorts gebunden und fanden für den Kappenball nicht mehr die Zeit. Gefeiert wurde aber mit einen abgespecktem Programm, trotzdem.

Im Spätherbst 1967 erlebte der Kappenball in seiner Planung einen neuen Aufschwung. Ernst Otto, einige Jahre in Stuttgart berufstätig, war wieder da. Er hatte für Büttenredner und Interpreten gesorgt. Die Vorstellung fand einstimmig Anklang. Damit waren die Weichen für den kommenden Kappenball gestellt.

Da Ernst Otto mittlerweile auch im Wüllener Karneval eingestiegen war kam es hier auch zu einem Besuch der Karnevalisten aus Klein Köln. Für damalige Verhältnisse war der Kappenball 1968 schon Fernsehreif. In den folgenden Jahren merkte man schnell, dass die Räumlichkeiten im Vereinslokal zu eng wurden. So wurde in der Gaststätte Bernhard Sicking  der Saal angemietet. Er faste immerhin für 207 Personen einen Sitzplatz.

Ende der Sechziger, Anfang der siebziger Jahre, führten Helmut Budweth mit Franz Terhart, der zeitweise durch Josef Wienken vertreten wurde, als Sitzungspräsidenten die Oedinger Narren durch die Büttenabende.

Im Jahre 1972 tauchte während des Kappenballs ein neuer Name im Oedinger Karneval auf: Fritz Busch. Mit einer improvisierten Büttenrede gab er sein Debüt. Fortan gehörte er fest zum Programm. Seine Reden gingen als Humoristischer Jahresrückblick aus dem Ort Oeding, in die Geschichte der Büttenabende ein.

Aus beruflichen Gründen legte 1973 Ernst Otto sein Amt als Conferencier und Organisator nieder. Franz Terhart und Fritz Busch übernahmen die Programmgestaltung, und als Sitzungspräsidenten auch den Job des Conferencier.

Da es beim Büttenabend schon immer Funkenmariechen gab, aber keine eigene Tanzgarde, stellten die Frauen vom Kolping, Mitte der siebziger  Jahre das erste KKG-Spatzen-Ballett  zusammen. In den nachfolgenden Jahren kamen noch die Roten Funken, und die Prinzengarde als Verstärkung dazu. Immer noch nahm die Nachfrage nach Eintrittskarten zu. Mitte der siebziger Jahre hielten sich an einem Kappenabend im Saal Sicking ca. 300 Menschen auf.  Diesem Andrang Herr zu werden, bestand nur die Möglichkeit, den Kappenball auf zwei Abende auszudehnen.

Im Jahre 1977 sprengte der Kappenball nun endgültig seinen Rahmen. Der Zulauf stieg derart an, das sich als Raumalternative nur die Anmietung  eines 400qm großen Zeltes anbot.

Parallel zum Kolping-Kappenball hatte der Spielmannszug Oeding für seine Mitglieder einige Jahre Büttenabende aufgezogen, so dass man sich auch in diesem Kreis Erfahrung für die Gestaltung solcher Feste erworben hatte. Dies bot eine gute Voraussetzung für einen Zusammenschluss von Kolping und Spielmannszug zur „Karnevalistischen Gemeinschaftssitzung“

Ende der siebziger Jahre kamen zum Kappenball beim Dorfkrug Tegler im Festzelt ca. 1.000 Menschen um den Kappenball mitfeiern zu können. Diese Zahl ist für einen Ort wie Oeding schon Überwältigend 

1980 wurde erstmalig eine Verschnaufpause  im Oedinger Karneval eingelegt. Der Kappenball viel zum erstenmal in seiner Geschichte aus.

Mit dem Bau der Mehrzweckhalle hatten sich für alle Teilnehmer des  Kappenballs, das Problem des Platzangebotes, der Bühne, der Garderobe und der Kälte mit einem schlag erledigt.

Zum 25sten Jubiläum zählte man in der Mehrzweckhalle eine bis heute unerreichte Besucherzahl. 1200 Menschen aus Oeding und Umgebung feierten bis in den frühen morgen den Kappenball. Der Zusammenschluß des Büttenabends vom Kolping und Spielmannszug setzte in den 80igern sein Siegeszug fort. Aus beiden Vereinen strömten Jugendliche dazu die beim Kappenball mitmachen wollten. Mangel an Akteuren gab es nicht, stets machte es Schwierigkeiten,  das umfangreiche Vier Stunden Programm zeitgerecht über die Runden zu bringen. In den Achtzigern Jahren wurden fast nur Programme mit Oedinger Akteuren zugelassen. Auswärtige Karnevallisten hatten es schwer in Oeding einen Auftritt zu bekommen.

Nach Querelen mit dem örtlichen Pfarrgemeinderat der katholischen Kirche, zogen sich der Kolping und der Spielmannszug 1988 aus dem gemeinsamen Kappenball zurück. Um dem Kappenball nicht ganz den gar aus zu machen, gründeten ein paar Aktive Mitglieder die Kappenball-Karnevals- Gesellschaft- Oeding e.V. Auf der ersten Generalversammlung wurde Heinrich Weddeling als 1.Vorsitzender und Sitzungspräsident ernannt. Nun gab es drei Präsidenten Franz Terhart, Fritz Busch und Heinrich Weddeling die sich aber schon bei den Jugendlichen im Verein umschauten um Nachfolger für sich zu finden.

Im Jahre 1991, passierte es zum zweitenmal, das der Kappenball nicht stattfand. Da es in Kuwait zum Golfkrieg kam.

Da sich die drei älteren Sitzungspräsidenten so nach und nach aus dem Karneval verabschiedeten, wurde im Frühjahr 1994 auf der Generalversammlung ein komplett neuer Vorstand gewählt. Mit 24 Jahren wurde Christoph Steinberg als jüngster 1.Vorsitzender und Sitzungspräsident  an der Spitze der KKG-Oeding gewählt. Nachdem jetzt ein krasser Generationswechsel im Verein stattgefunden hatte, wurden einige Sachen modernisiert. Partnerschaften mit Benachbarten Vereinen aus Südlohn, Weseke, Gemen, Raesfeld und Bocholt wurden eingegangen. Beim Kappenballprogramm wurden wieder auswärtige Büttenredner eingeladen. Aber auch einheimische Büttenvorträge wurden weiterhin unterstützt, und gefördert.

Das Prinzenpaar und der Elferrat wurde ab sofort, von den Höken und Vereinen gestellt. Das auf jeden Kappenball ausgelost wurde

Mit Christoph Steinberg und Manfred Wanning als neuer Conferencier und drei ständig heranwachsende Tanzgarden, wurde der Kappenball immer größer und bekannter.

Im Jahre 2000 bekam der Kappenball ein neues „Outfit

Aus Ton/Sicht und Sicherheitsgründen wurde die Bühne versetzt. Ab sofort wurde eine variable Bühne in der Mitte der Halle aufgebaut. Eine neue Licht und Tontechnik angemietet und die Musik-Band direkter in der Halle platziert.

Die Kappenball-Karnevals-Gesellschaft Oeding wurde stetig größer. Man nahm an die Umzüge im Benachbarten Südlohn und Weseke teil, und pflegte den Austausch unter den Karnevalsvereinen.

Sponsoren und Gönner aus der Gemeinde wurden aufmerksam und unterstützen seid 2003 den Kappenball.

Nicht nur Finanziell sonder auch mit viel Eigenleistung, kommen jedes Jahr neue Gesichter dazu, die nicht nur neue Kreativität und Ideen dabei steuern, sondern auch ihre Freizeit für diese Sitzung opfern.

2005, beim 50sten Jubiläum verabschiedete sich nach zehn jähriger Teilnahme der Conferencier Manfred Wanning aus familiären Gründen vom Kappenball. Ein Nachfolger wurde schnell gefunden, da der Präsident schon mal bei der Jugend nachschaute.

Es viel ihm ein sehr schüchterner Junge auf, der sehr brav war und schon ein paar Auftritte beim Kappenball hatte...

Sein Name war, Thomas Weddeling.

Seitdem Moderieren der Präsident Christoph Steinberg und der neue Conferencier Thomas Weddeling zusammen den Kappenball in Oeding.

Mit den befreundeten Karnevalisten von der KFK Südlohn, wurde ab 2009 ein Rathaussturm durchgeführt. Diese Veranstaltung die an Altweiber durchgeführt wird, findet langsam aber sicher, Anklang bei den weiblichen Närrinen der Gemeinde.

Das der Kappenball auch immer mehr von privaten Personen gesponsort und unterstützt wird, zeigte das Mitglied Rainer Steenbreker im Jahr 2011. Er besorgte Holzmaterialien, Farbe und einen Bühnenmaler aus seinen Bekanntenkreis, und zauberte für die Oedinger ein neues Bühnenbild. Sämtliche Kosten übernahm er, und schenkte den Kappenball ein neues Bild für lange Jahre.

Zum Kappenball 2007 wurde der Kodex, das nur Männer im Elferrat dürfen vom Vorstand geändert. Vortann nahm auch das weibliche Geschlecht ihren Platz im Elferrat auf der Bühne ein. Und die Frauen im Verein wurden immer mehr. Da sie auch größere Aufgaben um den Kappenball und in der KKG übernehmen wollten, gründeten sie im Sommer 2014das erste Oedinger Damenkomitee.

Heute feiern wir, sechzig Jahre Kappenball:

Die Veranstaltung die so klein begonnen hat, ist heute eine Prunksitzung, die über den Grenzen dieser Gemeinde Kultstatus erreicht hat. Der Austausch zwischen uns und anderen Karnevalsvereinen ist sehr lebhaft. Trainerinnen aus Stadtlohn holen sich bei uns genauso viel Tipps, wie wir bei anderen. Bei dem im Jahr einmaligen Treffen der Präsidenten, wird sehr viel auf die Erfahrung der KKG gesetzt.

Die in jedem Jahr größer werdende Teilnahme am Kappenball, seitens der Akteure, Gönner, Helfer und Sponsoren verblüfft mich immer wieder aufs neue.

Den Sponsoren sage ich aus tiefsten Herzen -DANKESCHÖN-

Jeder Cent der von euch kommt, bleibt in unsere Gemeinde. Er wird eins zu eins umgesetzt in die Karnevalskultur und in die Jugendarbeit der ca. 60 Tanzmariechen.

Als ich Mitte der neunziger Jahre, das „Baby Kappenball“ übernommen habe, hatte ich mir diese Entwicklung nicht erträumen lassen. Mittlerweile ist das „Baby“ aus seiner Pupertät, zum strammen jungen Mann herangereift.

 

Als Sitzungspräsident sage ich leise: 

Happy Birthsday Kappenball und alles gute zum 60sten,

und mögest Du noch 60 Jahre weiter leben.

 

Für die KKG, den vielen Helfer, Sponsoren und Freunde des Oedinger Karnevals habe ich noch einen Zweizeiler den ich euch gerne mit in die Zukunft geben möchte:

Mehr Mut, nicht so zimperlich

Mehr WIR weniger ICH 

 

Dankeschön, euer Präsident

Christoph Steinberg